Aktuell

Das Ultimatum der Hamburger Hochbahn hat bisher leider nichts bewirkt.
Das Ultimatum der Hamburger Hochbahn hat bisher leider nichts bewirkt.

 

Krisenkommunikation

Was passiert, wenn im Betrieb ‘was passiert ist, ein schwerwiegender Unfall? Wer steht bereit für die Journalistenschar? Wer tritt vor die Kameras – und sagt was?

Das habe ich mit der Pressesprecherin eines großen Pharma-Unternehmens trainiert. In einem eintägigen Workshop.

Wenn Sie mehr wissen wollen, gehen Sie auf die Seite Krisenkommunikation im Betrieb. Oder sprechen Sie mich einfach an.

 

 

Neue Rezension

Ein Psychoanalytiker, der sich im fortgeschrittenen Alter einen Kindheitstraum erfüllt und die Prüfung als Lokführer abgelegt hat – klingt spannend. Dass er in jahrzehntelanger Arbeit bewiesen hat, auch alte Menschen sind einer Psychotherapie zugänglich – ist wichtig. Die erst späte Auseinandersetzung mit seiner eigenen Kindheit erstaunt bei einem Analytiker. All das trifft zu auf Hartmut Radebold, im Herbst ’21 verstorbener Nestor der Alterspsychotherapie. Seine Kolleg:innen haben ihm ein Denkmal gesetzt – ich habe es mir angesehen.

Die Rezension des Buches finden Sie in

demenz.DAS MAGAZIN Ausgabe 56/2023 S. 46/47 www.demenz-magazin.de

Darum geht’s:

Psychotherapie im Alter Nr. 76: in memoriam Hartmut Radebold, hg. von Meinolf Peters und Reinhard Lindner. 19. Jg. Nr. 76, 2022, Psychosozial-Verlag Gießen.

 

Schöne Aussicht statt Knast - die Wiederholung

Allmählich breitet sich die Erkenntnis aus, dass Arme wegen ihrer Armut hinter Gittern sitzen. Sie sind schwarzgefahren, zum wiederholten Mal, und sind angezeigt worden. Sie haben den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft nicht verstanden, den Brief vielleicht nicht gelesen oder gar nicht erhalten und deshalb auch nicht die Möglichkeiten genutzt, die Geldstrafe in Raten zu zahlen oder abzuarbeiten. Dann gibt es irgendwann den Haftbefehl. Bei einer Routinekontrolle wird ihnen von der Polizei eröffnet, dass sie gesucht werden – und kommen in Haft.

Das ist teuer und unsinnig – auch wenn diese Einschätzung kontrovers diskutiert wird. Nach einem Reformvorschlag sollen mit einem Tag in Haft zwei Tagessätze der Geldstrafe abgegolten sein, was das Problem nicht löst. Debattiert wird auch immer noch, die Leistungserschleichung – § 265a StGB – aus dem Katalog der Straftaten herauszunehmen. Es bleibt spannend.

Passend dazu wiederholt das Hessische Fernsehen meinen Film Schöne Aussicht statt Knast am Samstag, 28.01.2023 um 18.15 Uhr wiederholt.

In der ARD-Mediathek finden Sie in hier:

https://www.ardmediathek.de/video/dokus-und-reportagen/schoene-aussicht-statt-knast/hr-fernsehen/Y3JpZDovL2hyLW9ubGluZS8xOTMzMTE

 

 

 

Ankündigung für die Erstausstrahlung

Ein paar Wochen hat Sergeij schon abgesessen, als er Besuch von Christian Irion bekommt. Der Sozialarbeiter der Haftentlassenenhilfe Frankfurt macht dem Gefangenen einen Vorschlag: Im Projekt Schöne Aussicht kann er seine Strafe abarbeiten, ohne Gitter, in Freiheit. Einen Platz zum Wohnen gibt es dazu. Sie werden sich schnell einig. Sergeij sitzt im Gefängnis, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hat; irgendwas mit Drogen. Nun wartet er, dass die Staatsanwaltschaft seinen Antrag genehmigt.

Da ist Marco schon weiter: In der Naxos-Halle, Kulturprojekt mitten in Frankfurt, packt er an, stapelt Kartons mit Material für die Malkurse, räumt auf, wenn die vorbei sind. Er hat seine gemeinnützige Arbeit schon fast hinter sich – und Angst vor der Zeit danach. Denn seine kleine Wohnung gehört zum Projekt; er fürchtet, sie zu verlieren, wenn seine Strafarbeit erledigt ist. Und auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt hat einer wie er keine Chance.

Über 4400 Gefangene saßen am 30. September 2019 in deutschen Gefängnissen eine so genannte Ersatzfrei­heitsstrafe ab (DESTATIS, Bestand der Gefangenen und Verwahrten in deutschen Justizvollzugsanstalten – Januar bis September 2019, Zeile 12 Spalte 44). Ein Gericht hat sie wegen eines kleinen Delikts nicht zu Haft, sondern zu einer Geldstrafe verurteilt, Ladendiebstahl, Körperverletzung, Drogenbesitz und vor allem Leistungserschleichung – Schwarzfahren. Das Angebot, die Strafe in Raten zu zahlen, nützt vielen nichts: Wer auf Hartz IV angewiesen ist, hat kein Geld übrig. Und einen Arbeitstag durchzustehen, erscheint manchem unmöglich. So landen Arme hinter Gittern.

Als Hessenreporter habe ich Marco begleitet bei seinem Bemühen, wieder Fuß zu fassen: bei der Arbeit, beim Termin mit seinem Sozialarbeiter, beim Putzen seiner Wohnung. Und Marco zeigt, wovor er Angst hat: Wieder im Wohnheim für obdachlose Männer am Hauptbahnhof zu landen oder auf der Wiese am Mainufer. Das wäre der Horror – zurück in die Drogenszene zu müssen, die er hinter sich gelassen hat.

Schöne Aussicht statt Knast. Ein Film von Burkhard Plemper. In der Reihe Hessenreporter. Erstsendedatum: 11. Februar 2020, 21.45 Uhr Hessisches Fernsehen. Eine Woche vorher war er schon online abrufbar.

Weitere Wiederholungen werden folgen …

 

Schon über 100.000 Aufrufe bei Youtube!

Die Sehgewohnheiten wandeln sich: Viele Interessierte sehen sich Reportagen nicht mehr an, wenn sie ausgestrahlt werden, sondern wenn es ihnen passt – in der Mediathek oder bei Youtube. Innerhalb von zwei Wochen hatten das nach der Erstausstrahlung schon über 80.000 Zuschauer getan. Hier können Sie den Film aufrufen:

https://www.youtube.com/watch?v=lOJ7PIa2uKY ODER

https://www.youtube.com/results?search_query=sch%C3%B6ne+aussicht+statt+knast

 

 

Das Co-Referat aus dem Publikum …

Mit fünfzehn Pressesprecherinnen Hamburger Buch-Verlage – es waren tatsächlich nur Kolleginnen – habe ich im Dezember einige Tipps für ihre Moderation besprochen. Von Zeit zu Zeit präsentieren sie Autor*innen ihres Hauses, stellen sie dem Publikum vor und moderieren die Diskussion nach der Lesung. Sie haben meine Beobachtung bestätigt, dass sich im Laufe der Veranstaltung gern ein älterer Mann meldet und der jungen Autorin mal die Zusammen-hänge erklärt. Schließlich habe er schon vor Jahrzehnten … und so weiter. (Auch andere Konstellationen kommen vor) Das Argument, die Autorin sei ausgewiesene Expertin, fruchtet meist nicht; zu verlockend scheint es für manchen zu sein, sich mal vor größerem Publikum zu präsentieren. Die Aufgabe der Moderatorin – das gilt genauso für ihre männlichen oder anderen Kolleg*innen – ist, das zu unterbinden. Je nach Beharrungsvermögen des ungewollten Co-Referenten, auch mit Nachdruck.

Eingeladen hatte der AVP, der Arbeitskreis Verlags-PR. Wir haben uns vorgenommen, demnächst nicht nur darüber zu reden, sondern – wie in meinen Moderationsseminaren üblich – intensiv die Situationen durchzuspielen, um Sicherheit für derartige Heraus-forderungen zu gewinnen.

https://www.avp-netzwerk.de/veranstaltung/workshop-moderation-mit-burkhard-plemper/

 

 

Und nochmal Armut

Für Dr. med. Mabuse. Zeitschrift für alle Gesundheitsberufe habe ich das Thema Armut und Demenz nochmal aufgegriffen, Ausgabe 258, 4. Quartal 2022, gerade erschienen:

Manchmal ist erstaunlich, wonach niemand fragt, auch wenn sich die Frage geradezu aufdrängt. Demenz ist zweifellos ein Thema, Armut auch. Aber die Frage, wie sich das eine Phänomen auf das andere möglicherweise auswirkt, scheint niemanden zu interessieren…

Ab Seite 70 der aktuellen Ausgabe lesen Sie mehr:

Den Blick weiten. Armut und Demenz – was wissen wir?

Informationen dazu gibt es auf der Website des Verlags:

https://www.mabuse-verlag.de/mabuse/mabuse-buchversand/dr-med-mabuse-nr-258-4-2022-pflege_pid_133_57162.html?_ref=spot4&url=%2FDr-med-Mabuse%2FEinzelausgaben%2F

 

Armut und Demenz – kein Interesse?

 

Unter diesem Titel hatte ich der Deutschen Alzheimer Gesellschaft einen Vortrag für den Alzheimerkongress 2022 in Mühlheim/R. angeboten. Das ist das eingereichte abstract:

Menschen mit Demenz – mittendrin und dabei? Selbstverständlich. Aber gilt das für alle Menschen mit Demenz? Was ist mit denen, die vor ihrer Demenz in Armut lebten? Der früheren Supermarkt-Kassiererin mit Grundsicherung geht es nun mal nicht so gut wie dem ehemaligen Oberstudienrat mit seiner Pension. Warum reden wir nicht darüber? Armut im Zusammenhang mit Demenz wird thematisiert, wenn es um die drohende (Alters-)Armut Sorge tragender, vor allem pflegender Angehöriger geht. Und Menschen mit Demenz selbst?

Es geht nicht nur um den Zugang armer Menschen zu Leistungen des Versorgungssystems, sondern um die Frage, wie Armut die gesellschaftliche Teilhabe im Alter behindert. Dienstleistungen muss man sich leisten können, am kulturellen Leben teilzunehmen ist für Menschen mit geringem Einkommen schwierig. Und was bedeutet Armut für das Verständnis einer dementiellen Entwicklung, was für den Umgang damit, was für die sog. Coping-Strategien, was für das Umfeld?

Warum macht niemand die Einkommenssituation von Menschen mit Demenz zum Thema? Irrelevant? Zu schwierig zu erheben? Nicht sexy genug, um sich in Forscherkreisen einen Namen zu machen?

Wir müssen darüber reden. Ich habe Fachleute interviewt, die Armut im Zusammenhang mit Demenz für ein wichtiges Thema halten und Forschungen dazu anmahnen. Geredet haben wir über verschiedene Aspekte, von sozialen Gegebenheiten, die im Verdacht stehen, eine Demenz zu begünstigen, über die die Hindernisse, in Armut mit einer Demenz gut zu leben, bis hin zur Forderung, die Alten müssten eben Resilienz entwickeln, wenn die Verhältnisse schlecht sind.

Die Ergebnisse habe ich im Demenz-Magazin präsentiert – Heft 52/2022 Armut und Demenz: Was ist da los? www.demenz-magazin.de

 

Die Antwort:

… wir bedanken uns für Ihr Abstract.

Armut und Demenz - kein Interesse? (A-146)

Bedauerlicherweise müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Ihren Beitrag aufgrund der Vielzahl der Einreichungen diesmal nicht berücksichtigen können.

Die von mir gewählte Überschrift war also genau richtig.

 

Die polizeiliche Eskalation der Migrationspolitik

Nach der Veranstaltung kommt das Interview: Den Rechtsanwalt und Aktivisten Achim Rollhäuser habe ich auf einer Veranstaltung in Hamburg zu Wort kommen lassen und später ein Gespräch mit ihm geführt. Es ging um die Pushback-Praxis an der griechischen EU-Außengrenze. Rollhäuser verfolgt die Entwicklung, interveniert juristisch und sorgt vor allem für öffentliche Aufmerksamkeit. So auch im Interview für die hlz – Zeitschrift der GEW Hamburg 7-8/2022, S. 74 – 77.

Die polizeiliche Eskalation der Migrationspolitik. Im Internet:

https://www.gew-hamburg.de/sites/default/files/hlz/ausgaben/2206-01_hlz_juliaugust2022_web.pdf

 

Demenz und Armut – Armut und Demenz

Zu dem Thema habe ich für die örtliche Alzheimer Gesellschaft einen Vortrag gehalten am

21. September 2022, dem Weltalzheimertag in der Begegnungsstätte der AWO Gelsenkirchen. Das Motto der Veranstaltung:

Auf dem Weg in ein demenzfreundliches Gelsenkirchen.

info: https://www.alzheimer-gelsenkirchen.de/aktuelles/

 

Resonanz und Begegnung

war eine Tagung des Landesmusikrats Hamburg am 16./17. September 2022 überschrieben. Die Veranstalter stellten fest: Musik zeigt Wirkung bei Demenz. Deshalb war ich als Mitglied im Vorstand der Aktion Demenz zu einer Diskussionsrunde eingeladen. Es ging darum, eine Bundesinitiative Musik und Demenz auf den Weg zu bringen.

„Ziel ist es, in ganz Deutschland bedarfsgerechte musiktherapeutische, musikgeragogische und musikalisch-künstlerische Angebote für Menschen mit Demenz nachhaltig sicherzustellen“ haben die Veranstalter*innen auf ihre Website geschrieben. Mir ist die Teilhabe wichtig von Menschen, die Musik machen, gemacht haben oder machen wollen – auch wenn sie Zeichen einer zunehmenden Verwirrtheit zeigen.

 

Hier bekommen Sie weitere Informationen: https://www.lmr-hh.de/wp-content/uploads/2022/06/FT_Musik_und_Demenz_InfoProgrammu%CC%88bersicht_220905.pdf

 

Sozialwissenschaftliche Kriminologie in Hamburg

Im Wintersemester 2022/23 werde ich an einer Veranstaltungsreihe Hamburger Sozialwissenschaftlicher Kriminolog*innen beteiligt sein. Der Einladungsflyer mit Informationen folgt hier:

Flyer_VorlesungsreiheLPS_WS22-23_mit Ein
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Neulich im Museum

Museum für was? werde ich häufig gefragt, wenn ich das Museum für Sepulkralkultur erwähne, in Kassel, „dem Themenfeld Sterben, Tod, Bestattung, Trauer und Gedenken gewidmet“. (https://www.sepulkralmuseum.de/museum/museum-fuer-sepulkralkultur/leitbild). Die Frage kann ich verstehen, hatte ich mir doch zuvor nie klar gemacht, dass sich für diesen Bereich nicht nur Soziologen, Psychologen, Theologen interessieren, sondern es einen ganzen Forschungszweig der Sepulkralkultur gibt – im Rahmen der Empirischen Kulturwissenschaft. Und darüber hinaus.

 

Ein halbes Jahr lang hat das Museums-Team eine beeindruckende Ausstellung über Suizid gezeigt, ein Thema, das vielleicht nicht mehr so tabuisiert ist wie früher, über das wir aber nur ungern sprechen, auch weil wir nicht wissen, was wir dazu sagen sollen. Anders als das Stichwort Sepulkralkultur vermuten lässt, ging es nicht um die Frage, warum Menschen, die sich das Leben genommen haben, außerhalb katholischer Friedhöfe beerdigt und noch nachträglich und symbolisch durch Exkommunikation aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen wurden. (Interessant dazu: https://www.katholisch.de/video/25854-begraebnis-bei-selbstmord-klartext). Übrigens benutzen Fachleute nicht mehr den abwertenden Begriff Selbstmord – es liegen ja auch keine niederen Beweggründe vor, die ein Kriterium dafür sind, eine Tötung als Mord zu deklarieren (§ 211 StGB). Vielmehr sprechen sie vom Suizid – was bloß eine andere Vokabel wäre, wenn dahinter nicht auch ein anderes Verständnis des Phänomens stünde. Suizid. Let’s talk about it! war die unmissverständliche Aufforderung im Kasseler Museum, sich damit auseinanderzusetzen.  

 

Es ging um Haltung, um Erklärungsversuche und um Fakten. Also um die abnehmende Zahl der Suizide in Deutschland – gut 9.000 waren es im Jahr 2020 –, um die Methoden, sich das Leben zu nehmen, und vor allem um die Art und Weise, darüber zu reden. Sind diese Menschen zu verurteilen, wie es etwa in der katholischen Kirche üblich war, sind sie Opfer ihrer Lebensumstände, lässt ihr Handeln auf ein medizinisches Problem schließen, oder ist es ein letztes Zeichen von Selbstbestimmung – auch über das Ende des Lebens? Die Fragen – und noch viele andere – wurden in einer Reihe von spannenden Abend-Veranstaltungen erörtert, endlich wieder in Präsenz; Pech für diejenigen, die nicht dabei sein konnten. Es gibt nur einige Mitschnitt im Archiv. Dafür aber links zu interessanten Interviews rund um die Ausstellung (https://www.sepulkralmuseum.de/ausstellungen/archiv/suizid--lets-talk-about-it:suizid--lets-talk-about-it-digital)

 

Das Beste: Viele der vorgebrachten Argumente sind im gleichnamigen Reader Suizid. Let‘s talk about it nachzulesen. Und der ist sehr zu empfehlen! (Pöschmann, D./ Ahle, T./Lindner, R. (Hg.) (2021), Suizid. Let’s talk about it. Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur. Bielefeld/Berlin: Kerber Verlag) Auf über 350 Seiten beleuchten Fachleute aus unterschiedlichen Perspektiven unseren Umgang mit Suiziden und Suizidalität. Einerseits unaufgeregt und nüchtern, andererseits – und das ist die Voraussetzung, sich dem Thema angemessen zu nähern – voller Empathie und Verständnis für die Situation derjenigen, die darunter leiden: An- und Zugehörige, Menschen, die zurückgeblieben sind, die Beweggründe nicht verstehen, sich gar Vorwürfe machen. Es ist kein Ratgeberbuch mit wohlfeilen Ratschlägen, aber auch diejenigen kommen zu Wort, die Hilfe anbieten für Menschen, die nicht mehr weiterwissen, und denen helfen, die von ihrer Trauer überwältigt sind. Einige Fachleute waren auch beim großen internationalen Symposion dabei, Ende Januar, online. (https://www.sepulkralmuseum.de/ausstellungen/archiv/suizid--lets-talk-about-it:suizid--lets-talk-about-it-digital) Ich habe einige Aspekte für Friedhof und Denkmal. Zeitschrift für Sepulkralkultur kurz zusammengefasst (Heft 1/2-2022) – zu diesem wichtigen Thema, über das wir reden müssen.

 

Fritz Bringmann

Vor 104 Jahren, am 9. Februar 1918, in Lübeck geboren: Fritz Bringmann.

Fritz Wer? fragen sich vielleicht manche. Ich kann ihnen helfen – mit der Erinnerung an ein Gespräch, das ich im Jahr 2005 mit ihm führen konnte, sechs Jahre, bevor er gestorben ist. Ein paar Stichworte: Antifaschistische Familie, KZ, Befreiung, Ehrenpräsident der Amicale Internationale, der Organisation ehemaliger Häftlinge. Fürs Begleitprogramm der Inszenierung Puppe Hoffnung von Eva Borcherding habe ich ihn interviewt. Sie finden es auf der Website http://www.puppe-hoffnung.de/material/gespraech.html. Oder hier:

Bringmann.pdf
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Dressur zur Mündigkeit? Über die Verletzung von Kinderrechten in der Heimerziehung

Ein neues spannendes Buch mit erschütternden Aussagen.

Sommer 2018, Anruf von Timm Kunstreich, Soziologe, Spezialist für öffentliche Erziehung und emeritierter Professor an der Hochschule für Soziale Arbeit des Rauhen Hauses in Hamburg: Der Arbeitskreis Kritische Sozialarbeit plane ein Tribunal zur geschlossenen Unterbringung von Kindern und Jugendlichen, ob ich die Moderation und den Vorsitz der Jury übernehmen könnte? Ich konnte und habe die Aufgabe gern übernommen. Jetzt liegt die Dokumentation vor.

Im Herbst 2018 trafen sich im Rauhen Haus ehemalige Zöglinge und Experten unterschiedlicher Fachrichtungen: Vom Jugendrichter bis zur Psychiaterin, von der Anwältin bis zum Erziehungswissenschaftler, von der Soziologin bis zum Pädagogen. Im Mittelpunkt standen die Erfahrungen, die gemacht hatte, wer in öffentlicher Erziehung untergebracht war und – gerade erwachsen – unter den Folgen leidet: Mädchen, die sich hilfesuchend ans Jugendamt gewandt hatten, Jungen, die auffällig geworden waren. Dazu Eltern, die erlebt hatten, was klischeehaft dem Jugendamt vorgeworfen wird: ihnen ihr Kind weggenommen zu haben.

Die Schilderungen, zu denen die Fachleute die Betroffenen in sensibel geführten Interviews ermunterten, haben die Vorwürfe bestätigt. Dabei ging es nicht um Fehlentscheidungen einzelner Amtspersonen, sondern um die Institution der geschlossenen Unterbringung an sich, um entwürdigende Praktiken und die Unmöglichkeit, jemanden zur Mündigkeit zu dressieren. All das ist dokumentiert in dem gerade erschienenen Buch. Anregungen, wie die gegenwärtige skandalöse Praxis zu verändern sei, gibt es natürlich auch: Nach der ersten Heimkampagne in den Sechziger Jahren, der zweiten um 1980 zur Abschaffung der geschlossenen Unterbringung wird es jetzt die Heimkampagne 3.0 geben. Zu tun gibt es genug.

Degener, L./ Kunstreich, T. et al. (2020), Dressur zur Mündigkeit? Über die Verletzung von Kinderrechten in der Heimerziehung. Weinheim/Basel: Beltz/Juventa, Buch gebunden 34,95 €

Was wird aus der Hoffnung?

 

Das haben sich dreißig Autor*innen gefragt und Interdisziplinäre Denkanstöße für neue Formen des Miteinanders geliefert. Michaela Fink, Jonas Metzger und Anne Zulauf hatten uns eingeladen, zu Reimer Gronemeyers Achtzigstem Geburtstag über einen zentralen Punkt in dessen Wirken nachzudenken. Gronemeyer, nimmermüder Soziologieprofessor an der Universität Gießen – und auch promovierter Theologe –, stellt in seinen vielen Veröffentlichungen in den Mittelpunkt, dass wir uns um nichts weniger als die Rettung der Welt kümmern müssen. Er tut das konkret in zahlreichen Studien zur Lebenssituation der Menschen in Afrika. Ich habe ihn und seine Mit-Streiter*innen u. a. nach Namibia begleiten können, wo sie gemeinsam das Überleben in Zeiten von HIV/AIDS, von sozialen, ökonomischen und ökologischen Krisen untersuchen. Es ging und geht ihnen nicht darum, über die Menschen zu forschen, sondern gemeinsam mit ihnen Perspektiven zu entwickeln. Die sind oft durch die Besinnung auf alte Traditionen geprägt.

 

Ein weiterer Schwerpunkt Gronemeyers sind die Themen Alter, Tod und Sterben. Seit über fünfzehn Jahren arbeiten wir zum Thema Demenz zusammen: Eingeladen von der Robert-Bosch-Stiftung haben wir uns von 2004 bis 2006 Gemeinsam für ein besseres Leben mit Demenz – so hieß das Projekt – eingesetzt. Daraus ist die Aktion Demenz entstanden, Reimer Gronemeyer ist der 1. Vorsitzende, ich bin Mitglied im Vorstand.

 

Aus diesem breiten Spektrum stammen die Beiträge, die wir ganz unterschiedlichen Autor*innen, seit langem mit Gronemeyer verbunden, zusammengetragen haben. Erfahrungen aus Afrika sind genauso dabei wie die aus unserer Gesellschaft, die wir oft als überaltert bezeichnen. Ist die Hoffnung am Ende? fragen bang die Herausgeber*innen. Es lag uns Autor*innen fern, darauf mit einem aufmunternden Nein, nicht doch! zu antworten. Wir zeigen vielmehr auf, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um Zuversicht zu ermöglichen. Dabei setzen wir uns kritisch auch mit dem Begriff selbst auseinander. Ich komme zu dem Schluss Hoffnung allein ist zu wenig! Aber lesen Sie selbst:

 

Fink, M./ Metzger, J./ Zulauf, A. (Hg.) (2019), Was wird aus der Hoffnung? Interdisziplinäre Denkanstöße für neue Formen des Miteinanders. Gießen: Psychosozial-Verlag, 362 S. 39,90 €