Aktuell

Die Aufforderung der Hamburger Hochbahn ist nun schon fast drei Jahre alt und hat bisher Nichts gebracht. Im Gegenteil: Sie bezog sich auf den Überfall Russlands auf die Ukraine, passt inzwischen aber auch als Forderung zum Krieg in Gaza – wobei uns andere Kriege und gewalttätige Auseinandersetzungen schnell aus dem Blick geraten. Vom Sudan etwa ist nur gelegentlich die Rede.
Trauma und Demenz
Was ist mit denen, die vor langen Jahren Opfer von Gewalt, Krieg und Vertreibung geworden sind, die geflohen sind und so wenigstens ihr Leben retten konnten? Wie leben sie, wenn ihnen im Alter der Alltag entgleitet, sie eine Demenz entwickeln? Die unverarbeiteten, teilweise vergessenen Verletzungen werden plötzlich wieder aktuell für sie – getriggert sagen Fachleute –, wenn die Berichterstattung über aktuelle Kriege das Grauen wieder lebendig werden lässt. Und dann?
Mit diesen Fragen beschäftige ich mich in der nächsten Ausgabe der Zeitschrift demenz. DAS MAGAZIN: www.demenz-magazin.de, sie wird im Frühjahr 2025 erscheinen, jetzt, Anfang Januar, läuft die Produktion.
Essen mit Demenz
Was essen wir, wenn uns der Alltag entgleitet, Ärzte eine Demenz bescheinigen, wenn Angehörige – falls vorhanden – und Pflegekräfte für uns sorgen?
Die Frage habe ich in der Ausgabe 60/2024 des Demenz-Magazins gestellt.
Einige der Antworten finden sich nun als Audio-Beitrag in einer Ausstellung in Hamburg:
Tausend Töpfe – was Essen uns angeht
im MARKK – Museum am Rothenbaum Kulturen und Künste der Welt
Mehr hören Sie in der sehenswerten Ausstellung. Informationen gibt es hier:
https://markk-hamburg.de/ausstellungen/tausend-toepfe-was-essen-uns-angeht/
Das Besondere an der Arbeit ist, wer sie erledigt.

1992 war es geradezu revolutionär. Damals haben engagierte Eltern die Hamburger Arbeitsassistenz gegründet, weil sie mehr für ihre Kinder mit Lernschwierigkeiten wollten als die Werkstätten für Menschen mit Behinderung bieten konnten. Der inzwischen etablierte Fachdienst für Inklusion ermutigt Menschen mit Einschränkungen, den Schritt auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu wagen, und hilft ihnen und den Arbeitgeber*innen dabei. Marcin Reissner arbeitet in einer Autowerkstatt in Hamburg-Rahlstedt.
Marcin und das Autozentrum Großlohe können Sie in einem Beitrag kennenlernen, den ich für das Hamburg Journal des NDR realisiert habe – ausgestrahlt am 9. Oktober 2024:
Lassen Sie sich nicht irritieren: Den Text hat netterweise ein Kollege gesprochen – ich war schon unterwegs zum Alzheimer-Kongress in Fürth.


Schöne Aussicht statt Knast - mehrmals
wiederholt
Allmählich breitet sich die Erkenntnis aus, dass Arme wegen ihrer Armut hinter Gittern sitzen. Sie sind schwarzgefahren, zum wiederholten Mal, und sind angezeigt worden. Sie haben den Strafbefehl der Staatsanwaltschaft nicht verstanden, den Brief vielleicht nicht gelesen oder gar nicht erhalten und deshalb auch nicht die Möglichkeiten genutzt, die Geldstrafe in Raten zu zahlen oder abzuarbeiten. Dann gibt es irgendwann den Haftbefehl. Bei einer Routinekontrolle wird ihnen von der Polizei eröffnet, dass sie gesucht werden – und kommen in Haft.
Das ist teuer und unsinnig – auch wenn diese Einschätzung kontrovers diskutiert wird. Nach einem Reformvorschlag sollen mit einem Tag in Haft zwei Tagessätze der Geldstrafe abgegolten sein, was das Problem nicht löst. Debattiert wird auch immer noch, die Leistungserschleichung – § 265a StGB – aus dem Katalog der Straftaten herauszunehmen. Es bleibt spannend.
In der ARD-Mediathek finden Sie den Film hier:
Ankündigung für die Erstausstrahlung
Ein paar Wochen hat Sergeij schon abgesessen, als er Besuch von Christian Irion bekommt. Der Sozialarbeiter der Haftentlassenenhilfe Frankfurt macht dem Gefangenen einen Vorschlag: Im Projekt Schöne Aussicht kann er seine Strafe abarbeiten, ohne Gitter, in Freiheit. Einen Platz zum Wohnen gibt es dazu. Sie werden sich schnell einig. Sergeij sitzt im Gefängnis, weil er eine Geldstrafe nicht bezahlt hat; irgendwas mit Drogen. Nun wartet er, dass die Staatsanwaltschaft seinen Antrag genehmigt.
Da ist Marco schon weiter: In der Naxos-Halle, Kulturprojekt mitten in Frankfurt, packt er an, stapelt Kartons mit Material für die Malkurse, räumt auf, wenn die vorbei sind. Er hat seine gemeinnützige Arbeit schon fast hinter sich – und Angst vor der Zeit danach. Denn seine kleine Wohnung gehört zum Projekt; er fürchtet, sie zu verlieren, wenn seine Strafarbeit erledigt ist. Und auf dem Frankfurter Wohnungsmarkt hat einer wie er keine Chance.
Über 4400 Gefangene saßen am 30. September 2019 in deutschen Gefängnissen eine so genannte Ersatzfreiheitsstrafe ab (DESTATIS, Bestand der Gefangenen und Verwahrten in deutschen Justizvollzugsanstalten – Januar bis September 2019, Zeile 12 Spalte 44). Ein Gericht hat sie wegen eines kleinen Delikts nicht zu Haft, sondern zu einer Geldstrafe verurteilt, Ladendiebstahl, Körperverletzung, Drogenbesitz und vor allem Leistungserschleichung – Schwarzfahren. Das Angebot, die Strafe in Raten zu zahlen, nützt vielen nichts: Wer auf Hartz IV angewiesen ist, hat kein Geld übrig. Und einen Arbeitstag durchzustehen, erscheint manchem unmöglich. So landen Arme hinter Gittern.
Als Hessenreporter habe ich Marco begleitet bei seinem Bemühen, wieder Fuß zu fassen: bei der Arbeit, beim Termin mit seinem Sozialarbeiter, beim Putzen seiner Wohnung. Und Marco zeigt, wovor er Angst hat: Wieder im Wohnheim für obdachlose Männer am Hauptbahnhof zu landen oder auf der Wiese am Mainufer. Das wäre der Horror – zurück in die Drogenszene zu müssen, die er hinter sich gelassen hat.
Schöne Aussicht statt Knast. Ein Film von Burkhard Plemper. In der Reihe Hessenreporter. Erstsendedatum: 11. Februar 2020, 21.45 Uhr Hessisches Fernsehen. Eine Woche vorher war er schon online abrufbar.
Weitere Wiederholungen werden folgen …
Schon über 150.000 Aufrufe bei Youtube!
Die Sehgewohnheiten wandeln sich: Viele Interessierte sehen sich Reportagen nicht mehr an, wenn sie ausgestrahlt werden, sondern wenn es ihnen passt – in der Mediathek oder bei Youtube. Innerhalb von zwei Wochen hatten das nach der Erstausstrahlung schon über 80.000 Zuschauer getan. Hier können Sie den Film aufrufen:
https://www.youtube.com/watch?v=lOJ7PIa2uKY ODER
https://www.youtube.com/results?search_query=sch%C3%B6ne+aussicht+statt+knast