Demenz-Magazin
Von Zeit zu gebe ich als Gast die Zeitschrift demenz DAS MAGAZIN heraus – in Zusammenarbeit mit dem ständigen Herausgeber*innenkollektiv Gronemeyer, Fink und Schultz. Das hat sich durch unsere jahrelange Zusammenarbeit im Bereich Demenz ergeben. Das Magazin erscheint viermal jährlich im Verlag Brinkmann.Meyerhöfer in Hannover. Was sie erreichen wollen, beschreiben die Herausgeber*innen so:
Die Zeitschrift ist ein Forum, in dem die Probleme, die guten Beispiele, die Ratlosigkeit und die Lösungen vorgestellt und diskutiert werden. Dazu gehört, die soziale Seite der Demenz sichtbar zu machen, über medizinische Wege und Irrwege zu informieren, andere, auch künstlerische Sichtweisen auf die Demenz zu ermöglichen, Angehörige wie auch Betroffene zu Wort kommen zu lassen, gute Beispiele vorzustellen und über schlechte nicht zu schweigen, Projekte und Ergebnisse vorzustellen, das Thema in die Debatte um gegenwärtige Krisen einzubringen und das Zusammenspiel der verschiedenen Perspektiven auf die Demenz zu stärken.
Ansehen und bestellen können Sie es über die Website
In Heft 55 geht es um Emanzipation und Empowerment von Menschen mit Demenz, um den Prozess, den andere seit langem erfolgreich durchlaufen. Wichtig ist eine andere Wahrnehmung: Nicht als bemit-leidenswerte Opfer ihres Schicksals, für die man alles tun müsse, statt mit ihnen – natürlich in guter Absicht. In fast jedem Bericht, ob in Zeitungen, im Hörfunk oder Fernsehen finden sich Beispiele dafür, etwa dass jemand an Demenz leidet - auch wenn es ihr oder ihm, nicht zuletzt dank guter Sorge, eigentlich ganz gut geht. Es geht also um die Veränderung der Sichtweise und der Begrifflichkeit sowie um die Konsequenzen daraus.
Aktive der Krüppelbewegung haben sich vor fünfzig Jahren auf den Weg gemacht und eine Bezeichnung gewählt, die bis dahin eine grobe Abwertung gewesen war. Offen und selbstbewusst haben sie sich gegeben und wollten im öffentlichen Bewusstsein verankern, dass sie behindert werden – und nicht behindert sind. Die Konsequenz war der Kampf gegen Barrieren – von der hohen Bordsteinkante bis zur Tatsache, dass ihnen nicht zugetraut wurde, was sie konnten. Und dann die Wortwahl: Der Aktivist Raul Krauthausen betont, dass er nicht an den Rollstuhl gefesselt ist, dass der ihm vielmehr Mobilität ermöglicht.
Psychiatrieerfahrene – und damit ist nicht gemeint, wer in den Einrichtungen arbeitet, verstecken sich nicht mehr als die Ver-rückten, die irgendwie neben der Spur sind, sondern benennen ihre Schwierigkeiten und kritisieren den Umgang mit ihnen in den Institutionen. Sie wollen, dass ihnen wirklich geholfen wird, und packen selbst an. Sie nehmen sogar psychisch Kranke auf, die aus den Anstalten geflohen sind.
Es geht um das, was modern Othering genannt wird, die abwertende Kennzeichnung der Anderen, die
nicht dazugehören, die wir von oben herab betrachten, weil sie unsere Ansprüche nicht erfüllen und aus Norm gefallen sind.
Um die verschiedenen Erfahrungen geht es in diesem Heft: Was können wir von anderen lernen: Neue Verbindungen zu Demenz. Demenz-Magazin Heft 55/2022
Zeitenwende? Zwischen Krisen und Hoffnungen auf Veränderung so ist das aktuelle Demenz-Magazin überschrieben. Es geht um Demenz, Kriegserinnerungen, Traumata.
Zu diesem Thema habe ich mit Prof. Dr. med. Martin Teising ein Interview geführt. Er ist Psychiater, Psychoanalytiker und Psychotherapeut, hat u. a. an der Universität Kassel mit dem Nestor der deutschen Alterspsychotherapie Hartmut Radebold zusammengearbeitet. Geredet haben wir Über Traumatisierungen und ihre möglichen Folgen.
Heft 54/2022, gerade - September 2022 - erschienen. www.demenz-magazin.de
Heft 52/2022
Armut und Demenz: Was ist da los?
Warum macht niemand die Einkommens-situation von Menschen mit Demenz zum Thema? habe ich mich gefragt. Irrelevant?
Zu schwierig zu erheben?
Nicht sexy genug, um sich in Forscherkreisen einen Namen zu machen?
Wir müssen darüber reden. Ich habe Fach-leute interviewt, die Armut im Zusammenhang mit Demenz für ein wichtiges Thema halten und Forschungen dazu anmahnen. Geredet haben wir über verschiedene
Aspekte, von sozialen Gegebenheiten, die im Verdacht stehen, eine Demenz zu begünstigen, über Hindernisse, in Armut mit einer Demenz gut zu leben, bis hin zur Forderung, die Alten müssten eben
Resilienz entwickeln, wenn die Verhältnisse schlecht sind.
WHO-Bericht – Zahl der Demenzkranken steigt weltweit rasant
Das meldet am 2. September 2021 der Deutschlandfunk. Ihre Zahl soll bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent zunehmen – darauf seien die meisten Länder nur ungenügend vorbereitet. Die Welt lasse Menschen mit Demenz im Stich; die bräuchten mehr Unterstützung für ein Leben in Würde.
Ist es da nicht naheliegend, beizeiten festzustellen, wen es einmal treffen wird? Man mag es verlockend finden, mittels eines Bluttests herauszufinden, ob ein Risiko besteht, in zehn, fünfzehn Jahren eine Demenz vom Typ Alzheimer zu entwickeln.
Was soll das?
Was ist die Konsequenz, wenn es kein wirksames Heilmittel gibt und nicht einmal die Ursache geklärt ist?
Diese Frage habe ich einer Reihe von Fachleuten gestellt.
Der Entwickler eines Testverfahrens kommt zu Wort, der Neurowissenschaftler, der nicht viel davon hält, Menschen ohne Symptome mit einer solchen Untersuchung in Panik zu versetzen. Der Psychiater erklärt die Angst vor Demenz – bis hin zum Suizid, der Datenschützer sieht Risiken im leichtfertigen Umgang mit sensiblen Gesundheitsdaten und die Ethikerin berichtet aus ihrem Forschungsprojekt über die Konflikte, die sich daraus ergeben. Natürlich kommen Menschen mit Demenz zu Wort und die Witwe eines Mannes, dessen Leben nach der Diagnose schwer genug war. Sie mögen sich nicht vorstellen, wie ihr früheres Leben ausgesehen hätte – bei guter Gesundheit mit der Aussage konfrontiert zu sein, später einmal eine Demenz zu entwickeln…
Das alles und noch viel mehr gibt es in Demenz. Das Magazin, Ausgabe 50.